Der listige Gott
Archiv des Wissens Über die Zukunft des Eros, 5. Philosophicum Lech
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- Artikel-Nr.: 2006240
Platon beschreibt in einem seiner berühmtesten Bücher, im Symposion (Gastmahl,) den Eros als listigen Gott: Selbst eher unansehnlich, findet er immer wieder Mittel und Möglichkeiten, um dem Begehren seinen Weg zu bahnen. Und die vielzitierte platonische Liebe selbst war dann auch als eine schrittweise Verfeinerung des Begehrens gedacht, von der Ebene der unmittelbaren körperlichen Sinnlichkeit hin zur Anschauung der Idee des Schönen.
Gegenwärtig, so schreibt der wissenschaftliche Leiter des Philosophicum Lech Konrad Paul Lissmann, scheint es Eros besonders schwer zu haben. Das erotische Begehren, die Koketterie und die Kunst der Verführung, die knisternde Spannung zwischen den Geschlechtern, das Mysterium der Lust, das "Zeugen im Schönen" - all das sind Bestimmungen des Erotischen, die höchst antiquiert erscheinen mögen in einer Zeit, die nur noch von "Sex" spricht. Das Erotische scheint verschwunden, an seine Stelle sind die unterschiedlichsten Varianten der Sexualität getreten, die längst zu einer rasch konsumierbaren Ware geworden sind.
Wesentliche Kennzeichen des Erotischen - die spielerische Andeutung, das Offenhalten für Möglichkeiten, die schwebende Unsicherheit, auch das Abstandhalten und die Zurücknahme - sind dem Imperativ der schnellen, unmittelbaren und kostengünstigen Bedürfnisbefriedigung gewichen: Eros-Center und Internet winken mit dem Versprechen problemloser Ersatzbefriedigung, wenn das Erotisch-Sexuelle kompliziert zu werden droht. Moderne Reproduktionstechnologien, die kalte Welt des Cyber-Sex, das Diktat der Spaß-Kultur und das grelle Scheinwerferlicht der Medien signalisieren, dass die Erotik längst entzaubert wurde. Aller Tabus entkleidet, ist sie zu einer Sache von Markt, Wissenschaft und Technik geworden.
Vortragende / Interviewpartner:
Norbert Bolz, Ursula Pia Jauch, Gustav Jirikovski, Konrad Paul Liessmann, Wolfgang Pauser, Rüdiger Safranski.
ORF-CD658
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