Peter Turrini: Alpenglühen
Turrini liest sein "schönstes Bühnenstück"
Prices incl. VAT plus shipping costs
Ready to ship today,
Delivery time appr. 1-3 workdays
- Order number: 2003196
"[...] Im Wiener Burgtheater hat man nun das "Alpenglühen" gesehen: ein Stück des bald fünfzigjährigen Peter Turrini, der sich selber einen "Heimatdichter" nennt, inszeniert vom seit einiger Zeit fünfzigjährigen Claus Peymann. Es ist die wahrscheinlich kürzeste und womöglich schönste aller Peymann-Inszenierungen (und ohne Zweifel Peter Turrinis bestes Stück). Behauptet der Schwärmer in uns. Und muss doch (denn das Gebirge ist tückisch!) argwöhnen, dass er einem grandiosen faulen Zauber zum Opfer gefallen ist. Sah man im Burgtheater eine heilige Theaterstunde oder bloß einen heillosen Schmarren oder gar beides in einem? Was ist Wahrheit, was ist Lüge? Im Hochgebirge wie in der Kunst ist dies vor allem eine Ansichtssache, eine Wetterfrage. Nein, das Theater selber muss an diesem Abend ein Schwindelapparat gewesen sein, ein Gebirge im Gehäuse. Alles Lüge. Aber so gut gelogen wurde schon lange nicht mehr."
(Aus einer Kritik von Benjamin Henrichs in der "Zeit", 1993)
Inhalt:
Ein Blinder haust seit 40 Jahren in einer Alpenhütte, wo er dem Fremdenverein für Touristen die unberührte Natur liefert, nämlich Kuckuck-Rufe und Bussard-Geschrei auf Bestellung. Natürlich ist der Mann einsam. Zwar nimmt er per Radio - mit Unterbrechung, wenn die Batterien leer sind - am Weltenlauf teil, aber seine Vorstellungskraft lässt nach. Er kann sich zu den Nachrichten keine Bilder mehr erphantasieren. Die Einheit Deutschlands beispielsweise kriegt er einfach nicht in die Vorstellung, so schnuppe ihm das Schicksal des Sozialismus auch ist. Schließlich ist er der Sohn einer reichen Grazer Familie, die ihn zum Journalistik-Studium nach Amerika geschickt hatte. Wo er als Auserwählter einem Atombomben-Versuch beiwohnen durfte, aber eine Idee zu neugierig war, sodass er erblindete. Schicksal eben. Nun genügt ihm der naive Bauernsohn nicht mehr, der ihm auf seine Alpen-Einsiedelei Nahrung und Kunde bringt. Also bittet er den Blindenverein um eine Gabe, nämlich ein Weib.
Drunten im Tal im Vereinsbüro gerät eine einsame, bigott religiös erzogene 50jährige Sekretärin an des Blinden Wunsch und beschließt, sich dem Herrn als Prostituierte anzubieten. Der Blinde hat freilich in besagter Richtung keinen Bedarf. Er braucht etwas fürs Herz. Also stellt ihm Jasmine eine Schauspielerin vor, die den Julia-Text Shakespeares parat hat. So kommt man sich näher, ohne sich je zu erreichen. Fatale Liebeszuckungen nahe dem Gipfel.
ORF-CD604
Trackliste