Gott ist ein Gott der Umwege

Leopold Ungar wurde 1912 in Wiener Neustadt als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie geboren. Nach einem Jura-Studium empfing er 1935 die Taufe und trat im gleichen Jahr ins Wiener Priesterseminar ein. 1938 musste er Österreich verlassen, schloss in Paris das Theologiestudium ab und wurde 1939 in St. Brieuc zum Priester geweiht. Abermals auf der Flucht vor Hitler ging er nach England, wo er als Seelsorger für deutsche Kriegsgefangene tätig war. Ab September 1947 wieder in Wien, war er zunächst Kaplan in der Pfarre St. Elisabeth in Wien. Der damalige Caritasdirektor Weinbacher zog den sprachgewandten Geistlichen zur Administration der Hilfslieferungen der Aliierten für das hungernde Wien heran. Damals organisierte Ungar auch die legendären Aufenthalte für Kinder in Holland, Belgien, Spanien und Portugal. 1950 wurde er Caritasdirektor, 1964 österreichischer Caritaspräsident.
In den 38 Jahren unter seiner Leitung entwickelte sich die Cariats zu einer großen Organisation mit vielen Einrichtungen und Diensten in Österreich und mit umfangreichen Engagement in der Katastrophenhilfe und Entwicklungsförderung in den ärmsten Ländern der Welt.
Ungar war auch Seelsorger der Wiener englischsprachigen Gemeinde, geistlicher Gesprächspartner vieler Menschen und gern eingeladener Vortragender zu aktuellen Fragen der Zeit. Seine Stellungnahmen in den Medien fanden als originelle und weithin respektierte Stimme weit über die Kirche hinaus Beachtung. Nach langer schwerer Krankheit starb Prälat Leopold Unger am 30. April 1992 in Wien.

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